Straßenverkehr für Schulklassen
Technikmuseum, Ladestraße
Grundschule, Schule Sek.I, Schule Sek.II
Buchung erforderlich
Ob zu Fuß, per „Drahtesel“ oder Luxuslimousine: Der Mensch war und ist ständig unterwegs. Die Ausstellung „Mensch in Fahrt“ schlägt auf 1.400 Quadratmetern einen Bogen vom vorindustriellen Ochsenkarren bis zur massenhaften Verbreitung des Autos im 20. Jahrhundert.
Elf Themeninseln geben Einblicke in die Welt des Reisens und der Autorennen, informieren über geniale wie gescheiterte Erfindungen und illustrieren den Weg in die automobile Gesellschaft. Die Ausstellung porträtiert Menschen, die auf besondere Weise mit der Geschichte der Mobilität verbunden sind. Rote Kästen an den Wänden überraschen beim Öffnen mit kuriosen Exponaten wie dem Wackel-Elvis. Wimmelbilder laden auch Kinder zum Entdecken ein. Eine Comic-Strecke und ein Hörspiel begleiten Besucher durch die Ausstellung. Großformatige Fotografien der Künstlerin Charlotte Sonntag bringen eine zusätzliche Perspektive zum Thema Mobilität ein. Die stimmungsvollen Nachtaufnahmen zeigen das Tempo und die Lebendigkeit, die erst der Verkehr in die Statik des gebauten Stadtraumes bringt.
Die Erfindung des Automobils vor über 125 Jahren hat die Welt nachhaltig verändert. Sein Siegeszug war anfangs alles andere als sicher. Gottlieb Daimler, der Erfinder des ersten vierrädrigen Kraftfahrzeuges mit Verbrennungsmotor, schätzte noch 1901: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren.“ Tatsächlich konnte sich lange Zeit nur eine gutbetuchte Minderheit ein Automobil und gegebenenfalls den dazu gehörigen Chauffeur leisten. In der Ausstellung stehen Fahrzeuge wie der Benz 21/50 von 1914 oder der Mercedes Nürburg von 1929 für diesen Luxus.
Der Luxuscharakter des Automobils änderte sich in den USA bereits vor dem Ersten Weltkrieg. 1908 brachte Henry Ford einen Kleinwagen auf den amerikanischen Markt: das Model T. Durch die Einführung der Fließbandfertigung 1913 konnte er den Preis deutlich senken und Autos ohne Chauffeur auch für Normalverbraucher erschwinglich machen. Der Ford T, auch Tin Lizzie genannt, galt mit 15 Millionen Exemplaren lange Zeit als meistverkauftes Auto der Welt, bis der VW Käfer ihn 1972 von Platz eins ablöste. Insgesamt wurden bis zum Produktionsende 2003 ganze 21.529.464 VW Käfer hergestellt. Ein digitales Fotoalbum zur Produktion bei VW sowie kurze Filme lassen den Käfer lebendig werden und belegen seine Popularität.
Eine der Schattenseiten dieser Massenproduktion war und ist der weltweit zunehmende Verkehr und die dadurch verursachte Luftverschmutzung, was wiederum der Elektromobilität Konjunktur verschafft. Elektroautos sind allerdings keine Erfindung der Neuzeit. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts versorgten die Berliner Elektrokonzerne AEG und Siemens komplette Taxiflotten und kommunale Fuhrparks mit Akkumulatoren. Diese waren jedoch noch zu schwer und nicht ausgereift. In der Ausstellung sind einige der frühen Elektrofahrzeuge wie der Slaby-Beringer Kleinstwagen von 1921 und ein Hansa-Lloyd Lastwagen von 1935 zu sehen.
50 Automarken Berliner Herkunft belegen, dass die Hauptstadt vor dem Zweiten Weltkrieg in der Fahrzeugproduktion und -forschung eine führende Rolle spielte. Einige der Marken sind in der Ausstellung vertreten. Hierzu gehören beispielsweise NAG, Bergmann, Weise und Protos. Ein Highlight, der Rumpler-Tropfenwagen aus Berlin, ist in der Luftfahrtausstellung zu sehen.
Der NAG-Protos vereint die Namen von zwei traditionsreichen Berliner Autoherstellern. NAG (Nationale Automobil-Gesellschaft) und Protos waren bis 1926 eigenständige Marken, hinter denen jeweils ein großer Berliner Industriekonzern stand: bei NAG die AEG, bei Protos die Siemens-Schuckertwerke. Nach dem Verkauf von Protos an die AEG erschienen die Autos zunächst unter der Bezeichnung NAG-Protos. Während Protos 1930/31 aus dem Markennamen verschwand, waren Pkw von NAG noch bis 1935 auf dem Markt.
Nationale Automobil-Gesellschaft (NAG), 1929, Schenkung: Helmut Schleicher
Dieses Fahrrad besticht weniger durch seine technische Bauart, Seltenheit oder die Bedeutung seiner Marke. Vielmehr gewinnt das Dinos-Rennrad seinen kulturhistorischen Wert durch seine individuelle Geschichte: Der Bäckergeselle Hans-Jürgen Zschieschau unternahm mit ihm 1956 eine Fernreise von Deutschland über Syrien, den Irak, Afghanistan, Indien bis nach Singapur und anschließend per Schiff nach Australien. Dieses Dinos-Rad ist damit ein Beispiel für Abenteuerlust und die Fernreisen mit Fahrrädern, Motorrädern, Pkw und (VW-)Bussen.
Dinos, 1956, Schenkung: John Hanson
Eine Mischung aus Auto und Boot ist das Berliner Amphicar, das der Konstrukteur Hanns Trippel ab 1961 anbot. Mindestens 25.000 Exemplare sollten gebaut werden. Am Ende wurden es nur 3.878, auch wegen des hohen Preises. Das Amphicar kostete fast doppelt so viel wie ein VW Käfer. Die Fertigung in der Deutschen Waggon- und Maschinenfabrik in Berlin-Wittenau war sehr aufwendig. Jede Karosserie musste im Tauchbecken auf Dichtigkeit geprüft werden. Das Fahren auf dem Wasser erforderte zudem einen Sportboot-Führerschein.
Borsig Werke, 1966
Das Windhoff Vierzylindermotorrad gehörte in den 1920er Jahren zu den Luxusmotorrädern in Deutschland. Mit einem Preis von rund 2.000 Reichsmark kostete es mehr als ein günstiger Kleinwagen. Nur knapp 1.500 Exemplare wurden damals in Berlin-Johannisthal gebaut. Populär waren kleinere Maschinen, die gerade in Deutschland vielen Menschen den Einstieg in das automobile Zeitalter ermöglichten. Zwischen 1926 und 1960, in der DDR sogar bis 1990, waren hierzulande daher stets mehr Motorräder zugelassen als Pkw.
Gebrüder Windhoff GmbH, 1927