Fotokamera mit schwarzem Gehäuse und silbernem Objektiv.

Foto­technik

Fotoapparate sind genauso vielfältig wie die Menschen, die auf den Auslöser drücken. In der Ausstellung „Faszination des Augenblicks“ stehen deshalb auch der Mensch und sein Porträt im Mittelpunkt. Begeben Sie sich auf eine Zeitreise durch die 200-jährige Geschichte der Fotografie.

Bitte beachten Sie: Am 19.03. ist bis 12:30 Uhr der Zugang zum Park, zum Beamtenhaus und zu den Lokschuppen wegen einer internen Veranstaltung leider nicht gegeben.

Fotos fangen die Faszination des Augenblicks ein

Jeder, der heute ein Handy hat, verfügt auch über einen Fotoapparat. Das Ergebnis: Wir schwimmen in einer unüberschaubaren Bilderflut. Und trotzdem gibt es immer wieder Fotos, die die Aufmerksamkeit der Welt erregen. Wie es die Technik der Fotografie seit fast 200 Jahren schafft, die Faszination des Augenblicks einzufangen, zeigt die Dauerausstellung zur Fototechnik im Deutschen Technikmuseum. Ein Bereich ist die Technikgeschichte, von der Heliografie bis zu 3D-Fototechnik mit Hohlspiegelprojektion. Die fotografische Praxis ist das zweite große Thema, von privaten Porträts über die Werbefotografie bis hin zur Kriegs- und Spionagefotografie.

18 Schwarzweiß-Porträts von Männern und Frauen unterschiedlichen Alters sind in drei Reihen zusammengestellt. Vor ihnen ist jeweils eine historische Fotokamera angebracht. Es wirkt, als würden sie damit fotografieren.
Fotoapparate sind genauso vielfältig wie die Menschen, die auf den Auslöser drücken.
SDTB / C. Kirchner

Die große Herausforderung: ­Fotografie für alle

Blick in einen holzvertäfelten Ausstellungsraum. Ein Kind ist über eine große Kamera mit Holzgehäuse gebeugt, ein schwarzes Tuch über dem Kopf. Die Kamera ist auf ein Mädchen gerichtet, das in einem Lehnstuhl sitzt. An der Wand im Hintergrund hängen einfache, mit Bleistift gezeichnete Porträts, darüber steht „Camera obscura“.
Im Selbstversuch können Besucherinnen und Besucher die Technik der Camera obscura erproben und ihr Gegenüber ganz einfach abzeichnen.
SDTB / U. Steinert

Frühe Fotografie war eine komplizierte Sache: Um dem staunenden Publikum ein Foto präsentieren zu können, musste das Bild schließlich auf einem Trägermedium fixiert werden. Für die sogenannten bildgebenden Verfahren brauchte man spezielle Kenntnisse, Chemikalien und aufwendige Apparate. Bei Entwicklungsprozessen wie der Daguerreotypie oder dem Kollodium-Nassverfahren musste sich der Fotograf mit giftigen Dämpfen oder empfindlichen Glasplatten herumschlagen. Das beendete George Eastman, der ab 1885 in den USA Rollfilme aus Fotopapier für 24 Aufnahmen produzierte.

Nur drei Jahre später brachte Eastman die erste Kodak-Boxkamera auf den Markt. Jetzt konnte wirklich jeder fotografieren: Man musste nur auf den Auslöser drücken und nach 24 Aufnahmen schickte man die Boxkamera in das Eastman-Werk zum Entwickeln. Das war einfach, aber teuer, jede Kamera kostete 25 Dollar. Deshalb entwickelte Eastman die „Brownie“-Kamera, Verkaufspreis 1 Dollar. Die erste Kamera für die Massen war auf dem Markt.

Im Zeitalter der digitalen Fotografie ist das Speichern der Aufnahmen technisch kein Problem mehr und außerdem steht der Speicherplatz quasi zum Nulltarif zu Verfügung. Der gute alte analoge 35mm-Kleinbild-Negativfilm ist ein Auslaufmodell für Liebhaber geworden.

Wie gelingt das perfekte Foto?

Immer waren die erfinderischen Geister der Fotografie auf der Suche nach dem Weg zum besseren, möglichst dem perfekten Foto. Die Ausstellung zeichnet Weiterentwicklungen in Technologie und Design nach: Wie wurde die Leica zum Vorbild für alle Kleinbildkameras und warum kamen die Innovationen bei den Spiegelreflex-Kameras über Jahrzehnte vor allem aus Deutschland? Dass der Einfallsreichtum der Fotografen keine Grenzen kennt, um die Bedingungen des Fotografierens zu verbessern, zeigt sich auch bei Randthemen wie dem Kunstlicht – ob pyrotechnischer Pulverblitz oder elektronische Funkenentladung, der Fortschritt brachte Licht ins Dunkel.

Nebeneinander angeordnet liegen verschieden große, historische, gelbe und rote Verpackungsschachteln. Dazwischen liegen Blitzlichtbirnen, die wie Glühbirnen aussehen, die mit Alufolie gefüllt wurden.
Blitzlicht wurde anfänglich mühevoll mithilfe von brennendem Magnesiumpulverband und Blitzpulvermischungen, die sich explosionsartig entzündeten, erzeugt. Sie wurden ab den 1920er Jahren durch Kolbenblitzlampen ersetzt.
SDTB / C. Kirchner

Das Foto – ein Abbild der Realität?

Seit es Fotos gibt, gibt es die Frage nach der Echtheit des Abgebildeten. Weil die digitale Fotografie Teil des Alltags ist und man Bilder am eigenen Handy ganz einfach nachbearbeiten kann, ist diese Diskussion wichtiger als je zuvor. An einer interaktiven Morphingstation können die Besucherinnen und Besucher Bildmanipulationen selbst ausprobieren.

Highlights

Die Brieftauben-Kamera wird im Einsatz gezeigt: Es ist eine schwarze Kastenkamera mit Objektiv, die von einem Tierpräparat einer Brieftaube im Flug getragen wird.
SDTB / C. Kirchner

Brieftauben-Kamera Doppelsport

In den Anfängen der Luftfotografie konnte man den Begriff „Vogelperspektive“ wörtlich nehmen. Die ersten Luftfotografinnen waren Brieftauben. Teil der Dauerausstellung zur Fototechnik im Deutschen Technikmuseum ist die Brieftaubenkamera Doppelsport. Im Dezember 1908 wurde das Patent „Verfahren und Vorrichtung zum Photographieren von Geländeabschnitten aus der Vogelperspektive“ des Apothekers Julius Neubronner vom Kaiserlichen Patentamt angenommen. Der erhoffte kommerzielle Erfolg blieb allerdings aus.

Rolf Oberländer, 1991, Nachbildung (Original: 1907)

Der Metalltubus dieser Nachbildung der Daguerrotypie-Kamera mit Voigtländeroptik ruht horizontal auf einem Stativ. Sie ist aus poliertem Messing gefertigt.
SDTB / C. Kirchner

Daguerreotypie-Kamera Voigtländer

Die Daguerreotypie was das erste fotografische Verfahren. Sie ist nach ihrem Erfinder, dem französischen Maler Louis Jacques Mandé Daguerre benannt. Er nutzte die Lichtempfindlichkeit von mit Jod behandelten, versilberten Kupferplatten, um auf ihnen Abbildungen zu bannen. Friedrich von Voigtländer baute 1841 eine Metall-Kamera für Daguerreotypen mit dem ersten wissenschaftlich berechneten Porträtobjektiv. Die Kameralinse war sechzehnmal lichtstärker als die zuvor genutzter Objektive.

Rolf Oberländer, 1985, Nachbildung (Original: 1841)

Das große, runde Objektiv dieser Ermanox sitzt an einem eckigen Gehäuse, das mit schwarzem Leder bezogen ist. An der rechten Seite der Kamera sind zwei Drehregler angebracht.
SDTB / C. Kirchner

Tubuskamera Ernemann Ermanox

Die Ernemann Ermanox von 1924 ist die Reporter-Kamera ihrer Zeit. Sie war nicht nur handlich, ihr größter Vorteil war ihr lichtstarkes Objektiv (1:2) Ernostar, das kurze Belichtungszeiten von bis zu 1/1000-Sekunde und das Fotografieren ohne Blitzlicht in Innenräumen möglich machte. Die Ermanox wurde in Dresden entwickelt und gebaut. Sie wurde unter anderem berühmt durch die Fotoreportagen des Berliner Journalisten Erich Salomon.

Ernemann-Werke AG, 1925

Das Magazin-Tischstereoskop ist ein schwarzer, rechteckiger Kasten, der hochkant steht. Auf der Vorderseite sind die beiden Okulare horizontal nebeneinander angeordnet.
SDTB / C. Kirchner

Magazin-Tischstereoskop

Stereoskope waren im 19. Jahrhundert sehr beliebte Geräte zur Bildbetrachtung. Sie setzen aus zwei Teilbildern ein einziges plastisches Bild zusammen. Dieses schwarz lackierte, mit Blumen-Ornamenten verzierte Magazin-Tischstereoskop aus Frankreich fasst 50 Motivkarten im Format 9 x 18 Zentimeter.

um 1890

Blick in einen Schaukasten mit Unterwasseratmosphäre. Zu sehen ist ein lebensgroßer Taucher in schwarzem Taucheranzug und Taucherbrille mit Schnorchel und Unterwasserkamera in der Hand. Rechts daneben sind weitere Unterwasserkameras angebracht.

Mehr zum Thema