Viele verschiedene Drucktypen - erhabene, spiegelverkehrte Buchstaben aus Blei - liegen in einem Setzkasten nebeneinander.

Druck­technik

Die Dauerausstellung Drucktechnik ist ein lebendiger Lernort mit Exponaten zum Anfassen, Multimedia-Angeboten und Vorführungen. Auf 200 Quadratmetern veranschaulicht sie die Entwicklung der Drucktechniken seit den Innovationen von Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts.

Schriften, Bilder und Zeichen

Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf den Hand- und Maschinensatz und seine verschiedenen Druckverfahren und präsentiert die fünf Hauptthemen Schriftherstellung und Schriftsatz sowie Drucken von Schriften, Bildern und Zeichen. Großformatige Vitrinen mit einer Vielfalt an Exponaten wie Schriftmustern, Druckformen und Werkzeugen zeigen die Komplexität und Vielseitigkeit der Drucktechniken. Die vier Hauptdruckverfahren Hoch-, Tief-, Flach- und Durchdruck werden an Beispielen vorgestellt.

Drei Wandvitrinen zeigen viele verschiedene Objekte: Bücher, Werkzeuge und Matrizen.
Schriftentwurf, Schriftguss und Schriftsatz: Hier werden die einzelnen Schritte der Schriftherstellung erklärt.
SDTB / C. Kirchner

Tastbare Grafiken und Exponate

Zur Geschichte der Drucktechnik gehören auch Druckverfahren für Schriften und Abbildungen, die Menschen durch Ertasten lesen können. Die Ausstellung nimmt diese Innovationen auf und bietet viele taktile Grafiken, Exponate und speziell angefertigte Objekte. Hinzu kommen ungekürzte Braille-Beschriftungen in Deutsch und Audiostationen. Die Ausstellung eröffnet so sehenden, blinden und seheingeschränkten Besucherinnen und Besuchern ein vielfältiges Erlebnis.

Meilensteine: Druckerpressen, Setzmaschinen, Schreibmaschinen

Historische Druckpressen und Druckmaschinen repräsentieren die Meilensteine in der Geschichte der Druck- und Setztechnik. Dazu zählen unter anderem eine eiserne Stanhope-Presse (1835), eine ehemals dampfbetriebene Schnellpresse (1895) und ein Heidelberger Tiegel mit einem pneumatischen Bogenführungssystem (1963). Diese Pressen sind Beispiele für den technischen Fortschritt und zeigen, wie die handwerkliche Arbeit des Menschen immer stärker durch Maschinen unterstützt, beschleunigt und sogar ersetzt wurde. Zudem sind Teile eines Schriftguss-Kabinetts und Originalexponate der Schriftgießerei H. Berthold AG in der Ausstellung zu sehen. Im Bereich Schreibmaschinen können die Besucherinnen und Besucher verschiedene Entwicklungsstufen der Geräte in den vergangenen 150 Jahren verfolgen.

Eine große eiserne Druckschnellpresse mit Walze. Oben ist ein gelbes Blatt Papier eingelegt. Im Hintergrund stehen weitere Druckpressen.
Schnellpressen wie die der Maschinenbauanstalt Hamm (1895) führten dazu, dass aus dem Druckereigewerbe eine Industrie wurde.
SDTB / C. Kirchner

Druckpressen in Aktion

In der Ausstellung werden regelmäßig verschiedene Druckpressen vorgeführt: Neben der Linotype-Setzmaschine von 1972, „Eiserner Kollege“ genannt, auch der Steindruck als besondere Form des Bilderdrucks. 2017 übernahm das Deutsche Technikmuseum die vollständige Steindruck-Werkstatt des Berliner Stein- und Offsetdruckmeisters Dietmar Liebsch, der unter anderem Drucke mit den Originalplatten des preußischen Malers, Zeichners und Lithografen Adolph von Menzel erstellte.

Ein Mann arbeitet an einer großen, schwarzen Setzmaschine.
Vorführungen an der Linotype veranschaulichen das automatisierte Setzen. Die Linotype wird auch der „Eiserne Kollege“ genannt.
SDTB / C. Kirchner

Vom Druckereigewerbe zur Druckindustrie

Beim Gang durch die Ausstellung können die Besucherinnen und Besucher die technische Entwicklung nachvollziehen: Von eisernen Handpressen zu Schnellpressen bis zum Offset- und Rotationsdruck. Druckmaschinen und Maschinen für Schriftherstellung und Schriftsatz machten aus dem handwerklich geprägten Druckereigewerbe eine grafische Industrie.

Highlights

Diese Schreibmaschine ist circa 75 Zentimeter lang, 60 Zentimeter breit und 30 Zentimeter hoch. Die Tasten sind oben in der Mitte auf einer Halbkugel konzentrisch angeordnet. Die Tasten und die Maschinenteile sind aus Metall.
SDTB / C. Kirchner

Schreibmaschine Malling-Hansen

Rasmus Malling-Hansen war Pastor und Lehrer an einer Taubstummenanstalt in Kopenhagen. Um eine bessere schriftliche Verständigung der Gehörlosen zu ermöglichen, konstruierte er um 1865 eine Maschine mit elektrischer Schreibkugel und 54 konzentrisch angeordneten Tastenstangen, die er als Patent anmeldete. Sie wurden anschließend von einer Kopenhagener Mechanikerwerkstatt in mehreren Ausführungen in geringer Stückzahl hergestellt. Damit begann das Zeitalter der seriellen Fertigung in der Schreibmaschinenindustrie.

Jüngers Mechaniske Etablissement, 1872

Der hölzerne Druckstock einer Armenbibel zeigt in der oberen Hälfte religiöse Motive. Im Zentrum ist Jesus am Kreuz, in der unteren Hälfte steht Text.
SDTB / C. Kirchner

Holzdruckstock einer Armenbibel; biblia pauperum

Bis ins späte Mittelalter konnten Bücher nur durch das Abschreiben von Hand vervielfältigt werden. Anstelle dieser mühseligen Arbeit wurden später zuerst in China Holztafeldrucke auf Papier hergestellt. In Europa stammen die ersten Holztafeldrucke aus der Zeit um 1430. Text und Bild wurden dabei zusammen in eine Holztafel geschnitzt. Dieses seitenverkehrte Bild wurde dann im Hochdruckverfahren gedruckt.

1958, Nachbildung (Original: 1430), Leihgabe: Deutsches Historisches Museum

Im Vordergrund der über zwei Meter hohen Maschine sieht man den Sitz für den Setzer und die Tastatur mit den Buchstaben und Zeichen. Über der Tastatur befindet sich das Matrizen-Magazin.
SDTB / C. Kirchner

Linotype Setzmaschine

Die „Linotype" Setzmaschine war die erste voll einsatzfähige Maschine zum Setzen und Gießen von Typenzeilen. Sie beschleunigte die Satzarbeit um etwa das Vierfache. Maschinensetzerinnen und -setzer konnten mit der Linotype rund 6.000 Buchstaben in der Stunde setzen. Er bediente eine Tastatur und die Matrize für den gewählten Buchstaben fiel nach unten in ein Magazin, dessen Breite einer Zeile entsprach. Die Druckform einer Zeitungsseite wurde so Schritt für Schritt aufgebaut.

Mergenthaler Setzmaschinenfabrik GmbH, 1904

Rechts ist die mit einem Handhebel betriebene gusseiserne Presse zu sehen; links die aufgeklappte Druckplatte mit den Metallbuchstaben.
SDTB / C. Kirchner

Stanhope-Presse Decker

Aus der Decker’schen Königlich-preußischen Oberhofbuchdruckerei in Berlin, der Vorgängerin der Bundesdruckerei, stammt die Stanhope-Handpresse aus dem Jahr 1835. Durch ein neuartiges Hebelsystem konnte mit ihr bei relativ geringem Kraftaufwand ein hoher Anpressdruck erzeugt werden. Dadurch war die Presse im Vergleich zu den hölzernen Pressen sehr viel leichter zu bedienen. Diese technische Neuerung ermöglichte es auch Frauen und Jugendlichen, in den Druckereien zu arbeiten.

Oberhofdruckerei G. Decker, 1835