Weiß-grüne Flügelblätter eines Windrads vor blauem Himmel.

Windenergie im Museumspark

Die Energietechnik der Vergangenheit und der Zukunft können Sie bei einem Spaziergang durch den Museumspark des Deutschen Technikmuseums kennenlernen. Seit rund 800 Jahren nutzen die Menschen die Energie des Windes: Die Windmühlen und Windräder im Museumspark sind dafür eindrucksvolle Beispiele.

Der Wind als Energiequelle der Vergangenheit und der Zukunft

Die Energieversorgung ist eines der brennenden Themen unserer Zeit, vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels. Doch welche Energie wir nutzen, prägt schon lange, wie wir arbeiten und wie wir uns fortbewegen. Auf dem Gelände des jetzigen Museumsparks verlief beispielsweise einst ein Mühlenweg, auf dem in den 1830er Jahren zehn Windmühlen standen. Die Müller nutzten die Kraft des Windes, um mit ihren Mühlen Getreide zu Schrot und zu Mehl zu mahlen. Damit wurde dann das Brot für das wachsende Berlin gebacken. Heute stehen im Museumspark zwei Mühlen: eine Bockwindmühle und eine Holländermühle. Bei Vorführungen lernen die Besucherinnen und Besucher die Mühlentechnik kennen und erfahren, wie ein Müller gelebt und gearbeitet hat.

Holländermühle im Museumspark im Herbst. Die umliegenden Bäume sind leicht gelb und braun gefärbt.
Im weitläufigen Museumspark kann man eine Holländer- und eine Bockwindmühle entdecken. Vorführungen geben Einblick in das Leben eines Müllers und in die Mühlentechnik.
SDTB / C. Kirchner

Mühlen wandeln Windenergie in Drehenergie um

Zwischen grünen Bäumen ragt ein riesiges, weißes Rotorblatt senkrecht hervor. Im Hintergrund sind die gebogenen Träger eines Gebäudes, ein Wasserturm und ein Schornstein erkennbar.
Das 44 Meter hohe Rotorblatt auf dem Museumsvorplatz ist ein Wahrzeichen der heutigen Windkrafttechnologie.
SDTB / C. Kirchner

Energie ist die Möglichkeit, Dinge in Bewegung zu setzen, Wärme abzugeben oder Licht auszustrahlen. Wir sprechen oft davon, dass wir „Energie erzeugen“, aber genau genommen ist das gar nicht möglich. Dafür sind Menschen sehr clever darin, Energie umzuwandeln. Im Deutschen Technikmuseum sind dafür viele Beispiele zu sehen. Dampfmaschinen in der historischen Werkstatt und im Lokschuppen, die Automotoren in der Straßenverkehrsausstellung oder Flugzeugturbinen in der Luftfahrt setzen alle die Energie aus Treibstoffen in Wärme und Bewegung um. Windmühlen, wie die im Museumspark, verwandeln die im Wind enthaltene Energie in Bewegungsenergie. Der Wind trifft auf die großflächigen Mühlenflügel, die sich zu drehen beginnen und dadurch das Mahlwerk antreiben.

Das Prinzip der Energieumwandlung setzen auch Windkraftanlagen ein. Im Museumspark steht ein historisches amerikanisches Windrad aus dem Jahr 1900, dessen Bewegungsenergie zum Pumpen von Wasser eingesetzt wurde. Vor dem Museum ist ein 44 Meter langes Rotorblatt zu sehen, das zu einer Windkraftanlage vom Typ Vestas V90 aus dem Jahr 2010 gehört. Solche Anlagen verwandeln die Energie des Windes in Bewegungsenergie und über einen Generator schließlich zu Strom.

Energie liefert immer die Natur, ob als Öl oder als Wind

Die Energie, die Menschen nutzen, liefert also immer die Natur. Ob als Verbrennungsmaterial für Autos, als Sonnenenergie für Heizungen oder als Windenergie, die in das Stromnetz eingespeist wird. In der Art, wie wir sie umwandeln und nutzen, werden wir immer effizienter. Das zeigt gerade auch das Beispiel der Windkraft. Die Holländerwindmühle nutzt den Wind effizienter als die vom Bauprinzip her ältere Bockwindmühle. Das Rotorblatt der Vestas V90 ist zigmal wirtschaftlicher als sein hundert Jahre älterer Vorgänger, das amerikanische Windrad. Und auch bei modernen Windkraftanlagen ist die Entwicklung rasant: Gehörte um 2005 ein Modell wie die Vestas V90 mit einer Nennleistung von 2.000 Kilowatt schon zur Spitzenklasse, haben Vestas Offshore-Windkraftanlagen 15 Jahre später mit einer Nennleistung von 10.000 Kilowatt bereits die fünffache Leistung.

Bei aller technischen Entwicklung bleibt die Energienutzung immer mit Eingriffen in die Natur und den Verbrauch von Ressourcen verbunden. Es ist neben den technischen Aspekten auch eine gesellschaftliche und politische Frage, wie wir unseren Energiehunger in Zukunft stillen.

Zwei Kinder und eine Frau betrachten eine Windrad-Nabe, die an einem Metallgestell befestigt ist, das in hohem Gras steht.
Die Honnef-Windrad-Nabe (um 1940) ist eines der Objekte, die sich im Museumspark zum Thema Windenergie entdecken lassen.
SDTB / F. Grosse

Highlights

Die kastenförmige, vierflügelige Bockwindmühle im Museumspark. Sie ruht als Ganzes auf dem drehbaren Bock, der ihr den Namen gibt.
SDTB / C. Kirchner

Die Bockwindmühle

Bockwindmühlen sind der älteste Mühlentyp Europas, der schon um 1200 das erste Mal in der Normandie und am Rhein gebaut wurde. Das Mühlenhaus ruht auf einem Gestell, dem „Bock“. Mit einem langen Balken, dem „Steert“, wird das Mühlenhaus in den Wind gedreht. Die Mühle wurde 1820 in Köpenick errichtet, musste aber 1872 dem wachsenden Berlin weichen. Sie wurde in Bohnsdorf wiederaufgebaut und war dort in Betrieb, bis sie in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt wurde. 1983 wurde sie im Museumspark des Technikmuseums rekonstruiert.

1820

Holländermühle im Museumspark im Sommer. Die umliegenden Bäume sind leicht grün gefärbt.
SDTB / C. Kirchner

Die Holländermühle

Im 16. Jahrhundert wurde in Holland ein neuer Mühlentyp entwickelt, der als Getreidemühle und zur Entwässerung für die Landgewinnung eingesetzt wurde. Der Müller musste nicht mehr wie bei der Bockwindmühle das gesamte Mühlenhaus in den Wind drehen, sondern nur den oberen Teil, die Kappe mit den Mühlenflügeln. Diese Holländermühle wurde 1911 in Ostfriesland gebaut. 1984 übernahm das Deutsche Technikmuseum die Mühle und verfrachtete sie in Einzelteilen per Schiff nach Berlin. Der zweigeschossige Steinsockel wurde vor der Restauration und dem Wiederaufbau originalgetreu rekonstruiert.

1911

Zwischen grünen Bäumen ragt ein riesiges, weißes Rotorblatt senkrecht hervor.

SDTB / C. Kirchner

Rotorblatt Vestas V90

Das Rotorblatt wurde von der dänischen Firma Vestas Blades im brandenburgischen Lauchhammer produziert und dem Museum im Rahmen der Sonderausstellung „Windstärken“ gespendet. Seine Schale besteht aus einem Verbundmaterial aus Epoxidharz und Glas, sein Holm aus Epoxidharz und Karbonfaser. Es ist 44 Meter lang und wiegt 7,2 Tonnen. Jeder Rotor des Typs Vestas V90 hat drei solche Blätter und eine Nennleistung = Dauerleistung von 2.000 Kilowatt, die bei einer Windgeschwindigkeit von 13 Metern pro Sekunde erreicht wird.

Vestas Blades Deutschland GmbH, um 2007, Schenkung: Vestas Blades Deutschland GmbH

Kappe und ausladende Flügel einer Holländermühle zwischen grünen Baumwipfeln.

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