Familienführung
11:00 Uhr
Familien & Kinder
nur Museumseintritt
Pionierleistungen, abenteuerliche Luftreisen, aber auch Luftkrieg und Zwangsarbeit: Die Ausstellung „Vom Ballon zur Luftbrücke“ beleuchtet an mehr als 40 Flugzeugen Höhen und Tiefen der deutschen Luftfahrt und verbindet diese mit persönlichen Erfahrungen von Zeitzeugen.
Die Ausstellung beginnt am Modell eines Ballons. Es wurde einer satirischen Zeichnung von 1790 nachempfunden und zeigt, wie die ersten Ballonaufstiege die Fantasie der Menschen beflügelten. 100 Jahre später leiteten das lenkbare Luftschiff und die erfolgreichen Gleitflüge von Otto Lilienthal eine rasante Weiterentwicklung der Luftfahrttechnik ein. Die Ausstellung erklärt, wie Lilienthal die Grundlagen des Fliegens erforschte und mit Flugpionieren auf der ganzen Welt teilte. Außerdem wirft sie einen Blick auf die Geschichte des Flugplatzes Johannisthal. Dort entstand ab 1909 eines der ersten Zentren des Motorflugs in Deutschland. In einer historischen Werkstatt lassen sich einige kuriose Fluggeräte aus dieser Zeit entdecken.
Im Ersten Weltkrieg wurde das Flugzeug weiterentwickelt, in großer Zahl hergestellt und für Aufklärungs- und Kampfflüge eingesetzt. Die Ausstellung zeigt, wie Luftbildkameras, Funktechnik und Waffen Einzug ins Flugzeug hielten und die Kampfpiloten als „Ritter der Lüfte“ verherrlicht wurden. Diesem Heldenbild stellt die Ausstellung die „unsichtbare“ Arbeit des Bodenpersonals und der Arbeiterinnen in den Flugzeugfabriken gegenüber.
Nach dem Krieg dienten ausgemusterte Militärflugzeuge dem Transport von Post und Passagieren. Die Reise damit war ein Abenteuer. Die Ausstellung zeigt ein umgebautes Schlachtflugzeug Halberstadt Cl IV und eine Junkers Ju 52 aus den 1930er Jahren. Im direkten Vergleich wird die technische Entwicklung im Verkehrsflugzeugbau dieser Zeit deutlich. Darüber hinaus erklärt die Ausstellung, wie sich die Beschränkungen des Versailler Vertrages auf die deutsche Luftfahrt auswirkten und warum Frauen keine Chance hatten, in der Männerdomäne Luftfahrt beruflich Fuß zu fassen.
Im Zweiten Weltkrieg erreichte der Luftkrieg eine neue Dimension. Der flächendeckende Abwurf von Bomben zerstörte europäische Städte und kostete Hunderttausende Zivilisten das Leben. Das Wrack eines Sturzkampfbombers Ju 87 symbolisiert den Schrecken des Bombenkriegs und am Beispiel der V2-Produktion zeigt die Ausstellung, wie Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge unter menschenverachtenden Bedingungen zum Bau deutscher Flugzeuge und Raketen gezwungen wurden. In Zeitzeugeninterviews kommen Überlebende zu Wort.
Die weithin sichtbare Douglas C-47 am Gebäude des Technikmuseums erinnert an die Luftbrücke 1948/49. Damals versorgten „Rosinenbomber“ die Westsektoren der Stadt während der Berlin-Blockade durch das sowjetische Militär mit dem Lebensnotwendigen. Die Ausstellung zeigt anhand einzelner Beispiele, wie unterschiedlich sich die Luftfahrt im geteilten Deutschland entwickelte. Und das Technikmuseum wagt den Schritt in den Weltraum: die Erweiterung der Ausstellung zum Thema Raumfahrt ist im Aufbau.
Der Rumpf der Jeannin Stahltaube ist aus Stahlrohr geschweißt – daher ihr Name. Sie ist nicht nur das älteste Flugzeug der Sammlung, sondern auch die einzige erhaltene Maschine des Johannisthaler Konstrukteurs Emil Jeannin. Vor dem Ersten Weltkrieg war die Taube das Standardflugzeug für Schul- und Aufklärungsflüge. Militärisch bedeutend war sie jedoch nur zu Beginn des Krieges, da sie bereits 1914 technisch überholt war.
Emil Jeannin-Flugzeugbau GmbH, 1914, Leihgabe: Museum für Luft und Raumfahrt Krakau
Die Ju 87 wurde ab April 1934 mit dem Auftrag des Heereswaffenamtes entwickelt, Punktziele im Sturzflug anzugreifen. Daher der Name Sturzkampfbomber „Stuka“. Der von Junkers gebaute Flugzeugtyp war leicht zu erkennen durch seine Knickflügel, seine Fahrwerksverkleidungen und vor allem durch den Heulton seiner Sirene. So wurde er zum Symbol des Angriffskrieges der Luftwaffe.
Junkers Flugzeug- & Motorenwerke AG, 1939
Charlotte Möhring erwarb als dritte von sechs Frauen in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg den Flugschein. Sie überwand Vorurteile und Widerstände und arbeitete als Fluglehrerin und Schaufliegerin bis Frauen mit Kriegsbeginn 1914 aus der Luftfahrt ausgeschlossen wurden. Ab den 1920er Jahren traten Frauen erneut für ihren Platz in der Luftfahrt ein, blieben bei der Berufsausübung aber starken Beschränkungen unterworfen. Erst 1986 wurde ihnen in Deutschland Zugang zur Verkehrsfliegerausbildung gewährt.
1912
Als der deutsche Astronaut Alexander Gerst am 6. Juni 2018 zur Internationalen Raumstation ISS startete, war diese Steuerflosse Teil eines Raketenboosters seiner Sojus-Rakete. Die Booster wurden in 45 Kilometern Höhe abgesprengt und fielen auf die Erde zurück. Dabei verbrannte der restliche Treibstoff, wie man an den Brandspuren an der Flosse sehen kann.
RKZ Progress, 2018