Detailaufnahme eines Textilbands mit einem Farbverlauf von Violett über Blau zu Grün.

Textil­technik

Seit unsere frühesten Vorfahren Nahrung in geflochtenen Behältern transportierten, gibt es die Textiltechnik. Unsere Ausstellung zeigt die Vielfältigkeit textiler Stoffe, die ganz unterschiedliche Funktionen in unserem Leben haben. Lassen Sie sich vom menschlichen Erfindungsreichtum beeindrucken!

Wie sich mit dem technischen Fortschritt unsere Textilien verändert haben

Blick von oben auf eine große, historische Stickmaschine mit einer Spule mit aufgerollter Lockkarte und drei Stickköpfen mit verschiedenfarbigem Garn und eingespannten Stickrahmen.
Die 3-Kopf-Würker-Stickmaschine von 1928 wird mit einer Lochkarte gesteuert. Alle drei Stickköpfe sticken das gleiche Muster.
SDTB / C. Kirchner

Im 18. Jahrhundert waren Spinnereien und Webereien die Vorreiter der industriellen Revolution. Jean-Baptiste Falcon entwickelte 1728 die Steuerung von halbautomatischen Webstühlen weiter und setzte austauschbare Lochkarten ein. Jede Lochkarte war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Arbeitsspeicher“, weil sie die notwendigen Arbeitsschritte der Maschine enthielt.

Joseph-Marie Jacquard nutzte schließlich im Jahr 1805 Lochkarten für den ersten vollautomatischen Bandwebstuhl. So etablierte sich bereits vor mehr als 200 Jahren beim Weben das digitale, binäre Prinzip: Trifft die Nadel auf ein Loch, wird der Kettfaden angehoben, ist an der Stelle kein Loch, bleibt der Faden liegen. Diese Jacquard-Steuerung ist das entscheidende Element am mechanischen Bandwebstuhl, der im Foyer des Deutschen Technikmuseums steht.

Die Vielfalt textiler Stoffe macht neue Verwendungen möglich

Drei Kinder betrachten einen großen, historischen Drahtwebstuhl in der Ausstellung.
Drahtwebstuhl von 1920: Unabhängig von dem verwendeten Material zeichnet sich Textiltechnik durch ihre Strukturen aus.
SDTB / N. Michalke

Die Ausstellung zeigt, wie vielfältig textile Stoffe sind. Sie können nicht nur weich und schön sein, sondern auch fest und extrem widerstandsfähig. Brauchen wir einen anschmiegsamen Wollpullover oder einen lebensrettenden Sicherheitsgurt? Das Wesen eines Textils hängt vom Material, der Verarbeitungstechnik und der textilen Struktur ab. Genau deshalb ist ein Wollpullover ebenso eine Textilie wie ein Sicherheitsgurt aus Polyester.

In der Ausstellung erfahren die Besucherinnen und Besucher, was den Unterschied ausmacht: Stricken, Weben, Filzen und Flechten sind die traditionellen Techniken, die dem Stoff eine Maschenstruktur (Stricken) oder eine Kreuzstruktur (Weben) geben. Für einen Meter Sicherheitsgurt werden 30.000 Meter Faden aus Kunstgarn miteinander verwoben. Besonders variabel ist das Material. Baumwolle, Seide, Edelmetalle und Hightech-Materialien werden textiltechnisch verarbeitet.

Was wir anziehen, beeinflusst die Globalisierung – und umgekehrt

Eine junge Frau betrachtet einen weißen Wandbehang mit verschiedenen, gezeichneten Figuren, die unterschiedlicher Textilarbeit nachgehen.
Rohstoff und Arbeitskraft: In ihrer Arbeit „Work in an Indian Embroidery Factory“ (1999) beschäftigt sich die Künstlerin Rachael Howard mit Massenproduktion und Textilkonsum.
SDTB / C. Kirchner

In der Textilwirtschaft hat nicht nur die Industrialisierung begonnen, sie hatte auch eine Vorreiterrolle bei der Globalisierung. Die Ausstellung macht am Beispiel des Textillandes Indien deutlich, wie globale Arbeitsteilung entstand und wie sie sich entwickelt – Technologieentwicklung im Norden, arbeitsintensive Produktion im Süden. Kleidung ist eines der wichtigsten Beispiele dafür, dass sich die Produktion nicht mehr am Bedarf orientiert.

Das hängt nicht nur mit der Globalisierung, sondern vor allem mit unserem Konsum zusammen. Früher gab es eine nachhaltige Form von Recycling: Kleidung wurde weitergegeben und weitergetragen. Kleidung wurde auch gestopft oder geflickt, wenn sie kaputt war. Heute wollen wir fast ungetragene Kleidung einfach loswerden, weil sie aus der Mode gekommen ist. Wir recyceln sie, indem wir sie tonnenweise in die Länder zurückschaffen, wo sie herkommen. Oder noch schlimmer: Wir schmeißen sie einfach weg. Beides hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. In der Ausstellung hängt eine mehrfach gestopfte Unterhose aus dem Jahr 1920. Sie ist das Symbol dafür, wie sich unser Verhältnis zu Kleidung geändert hat.

Highlights

Der Webstuhl ist etwa fünf Meter breit, 2,4 Meter tief und 3,5 Meter hoch. Die beiden Webstuhlaufsätze sind oben an einem Metallrahmen aufgehängt. Sie sehen aus wie zwei riesige Rechen mit je acht Zähnen.
SDTB / C. Kirchner

Jacquard-Webstuhl

An diesem Bandwebstuhl mit doppeltem Jacquardaufsatz können bis zu 18 verschiedene Borten zur Verzierung hergestellt werden. Er wurde insbesondere für die Herstellung von Trachtenborten benutzt. Noch bis 1990 war er in Roth bei Nürnberg in Betrieb. Heute wird er regelmäßig im Foyer des Deutschen Technikmuseums vorgeführt.

1920, Schenkung: Karl Grimm GmbH

Zwei Stiefel stehen nebeneinander. Sie sind aus feinem Kupferdraht gewebt, der wie ein feiner Goldfaden aussieht. An den Füßen und den Hacken ist das Material dichter gewoben. Oben wird das Material luftiger, als würden die Stiefel sich auflösen.
SDTB / C. Kirchner

Stiefel

Diese besonderen Stiefel wurden von Waltraud Janzen aus dünnem Messingdraht mit einer dicken Nadel gehäkelt – es sind dichte Maschen mit Stäbchen und Mehrfachstäbchen. Für weitere Kleidungsstücke in dieser Herstellungsweise wurde Sie auf der 9. Internationalen Biennale der Spitze 2000 in Brüssel mit dem „Goldenen Klöppel“ ausgezeichnet.

Waltraud Janzen, 1998

Die Strickmaschine aus Metall steht in der Mitte einer hölzernen Werkbank. An der Vorderseite sitzt eine Handkurbel. Links der Maschine steht eine weiße Spindel. Ein Metall-Faden wird durch die beiden übereinanderliegenden Räder der Maschine geführt.
SDTB / C. Kirchner

Topfkratzer-Strickmaschine

Diese Rundstrickmaschine zur Produktion von Topfkratzern funktioniert genauso wie eine Strumpfstrickmaschine. Die Zungennadeln der Maschine werden über Führungsdreiecke nacheinander zur Maschenbildung nach oben geschoben. Die Nadel öffnet sich, der Faden wird hineingelegt, die Nadel geschlossen und durch die vorangegangene Masche nach unten abgezogen.

um 1920, Leihgabe: Fabrikmuseum Roth

In dem aufgeklappten, flachen Holzkasten sieht man rechts die Spindel mit einem Baumwollfaden und links das kleine Spinnrad, das über einem Riemen mit dem größeren Antriebsrad verbunden ist. Auf dem Antriebsrad sitzt ein Metallgriff mit einem Holzknauf.
SDTB / C. Kirchner

Klappspinnrad aus Indien

Mit diesem kleinen, handbetriebenen Spinnrad, einer Charkha, wurde Baumwollgarn für den Hausgebrauch gesponnen. Das Spinnrad ist 30 x 20 x 10 Zentimeter groß – eine sogenannte Buch-Charkha. Mahatma Gandhi, der Kämpfer für die indische Unabhängigkeit, rief 1920 die Menschen in Indien auf, diese traditionelle Spinntechnik wieder für die Eigenproduktion von Kleidung zu nutzen, um ein Zeichen gegen die industriell gefertigte Kleidung der britischen Kolonialmacht zu setzen.

um 1940

Ein buntes Blumenmeer aus vielen Seidenblumen und -blättern.

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