Mit der Kraft des Dampfes
Die Dampfmaschine und ihr Schwungrad, ein Transmissionsriemen aus Leder, der die Drehbewegung des Rades auf die Transmissionswelle übertragt: Das sind die Hauptzutaten der Industriellen Revolution und der Maschinisierung der Produktionsarbeit. Das Schwungrad setzte die Leistung der Dampfmaschine in Bewegungsenergie um, Transmissionsriemen und -welle gaben diese Kraft über weitere Riemenverbindungen an andere Maschinen weiter. In der Historischen Werkstatt des Deutschen Technikmuseums zischt und knarrt es und die Späne fliegen. Hier sind die wichtigsten Maschinen einer Metallwerkzeug-Fabrik um 1900 in Aktion zu sehen.
Dampfmaschine von 1860 mit 16 PS
Die Maschinen stammen überwiegend aus Westberliner Fabriken, wo sie noch bis in die 1970er Jahre im Einsatz waren. Ein besonderes Objekt ist die englische Whitworth-Universal-Drehmaschine aus dem Jahr 1860, eine Leihgabe des Science Museum London. Mit ihr wurden früher Teile für Dampfmaschinen und Lokomotiven hergestellt. Die Dampfmaschine selbst wiederum, das Herz der gesamten Werkstatt, wurde von Thomas Horn 1860 in Westminster hergestellt. Sie trieb bis 1914 eine Kornmühle in der Grafschaft Sussex an. Die Dampfmaschine wiegt zehn bis zwölf Tonnen und leistet etwa 16 PS. Ein Riemenrad mit dem Durchmesser von 1,98 Metern überträgt die Kraft und treibt so die Maschinen an.
Blick in eine historische Werkhalle
Eine ganz besondere Atmosphäre bekommt die Ausstellung durch das riesige Wandbild hinter der Dampfmaschine, das Manfred Bleßmann 1983 schuf. Das Gemälde gibt den Blick in eine Werkhalle des späten 19. Jahrhunderts frei. In langen Reihen stehen Arbeiter an ihren Werkbänken. Gut sind die vielen Riemen zu erkennen, die die Maschinen an jedem einzelnen Arbeitsplatz mit der Transmissionswelle verbinden.
Bohren, Sägen, Fräsen und Schleifen
Mit den Maschinen des Ausstellungsbereiches lassen sich Metallteile für andere Maschinen herstellen. Der Maschinenbau war und ist das Filetstück der deutschen Industrie. Jede Form der Fertigung und Metallbearbeitung konnte von solchen Maschinen geleistet werden, ob Bohren, Sägen, Drehen, Fräsen, Schleifen oder Prägen. Die regelmäßigen Vorführungen in der Historischen Werkstatt nutzen eine Exzenterpresse aus der Zeit um 1920, die kleine Metallplättchen als Souvenir für die Besucherinnen und Besucher stanzt.
Gegenüber der Historischen Werkstatt steht ein CNC-Fertigungssystem aus dem 20. Jahrhundert. CNC steht für Computerized Numerical Control: Jede Art der Bearbeitung – Fräsen, Drehen, Bohren und Schleifen – ist mittlerweile programmierbar. Dadurch, dass sich die Werkzeuge der Maschine für die einzelnen Arbeitsvorgänge durch verschiedene Aufsätze schnell wechseln lassen, sind solche CNC-Systeme flexible Alleskönner für die Serienfertigung. Wer durch die Ausstellung geht, versteht: Im Grundsatz haben sich die Arbeitsschritte der Metallbearbeitung gar nicht so stark verändert. Der Mensch hat sie mit seinem Erfindungsgeist nur um ein Vielfaches effektiver gemacht und seine eigenen Möglichkeiten durch neue Verfahren erweitert.