
Rauchende Schlote, Menschen in Kittelschürze und Blaumann – in der DDR schlug das industrielle Herz des Arbeiter- und Bauernstaates. Der Fotograf Günter Krawutschke kannte die Welt der vielen kleinen und großen Industriebetriebe Ostberlins und der DDR wie kein anderer.
Seine Aufnahmen vermitteln ungeschönte und teils intime Einblicke in diese längst verschwundene Welt: Sie dokumentieren emotionale Momente und starke Charaktere vor dem nüchternen Hintergrund des harten Arbeitsalltags. Viele der über 160 beeindruckenden Fotografien wurden zu DDR-Zeiten nie veröffentlicht.
Joseph Hoppe, Bernd Lüke, Jörg Rüsewald (Hg.)
Gesichter der Arbeit. Fotografien aus Industriebetrieben der DDR
be.bra verlag, 208 Seiten, deutsch und englisch, 26 Euro
ISBN: 978-3-89809-183-1
Günter Krawutschke schreibt später zu dieser Szene im BMHW: „Das ist eine von den Stellen, wo es besonders hart zur Sache ging. Metall wurde gebogen, gepresst, gewalzt und gezogen, und die Maschinen waren nicht gerade das, was man heute kennt. Man sieht die Schwere der Arbeit, und wie sie da wirklich knechten mussten. Der Mann ist total erschöpft, und mit dem Arbeitsschutz war es auch nicht weit her. Wenn ich aus so einem Werk nach Hause kam, war ich immer total geläutert.“
SDTB, Historisches Archiv / Foto: Günter Krawutschke
Anlässlich des Dienstjubiläums einer Kollegin hat sich eine Brigade des VEB Elektrokohle zu einer kleinen Feier versammelt.
SDTB, Historisches Archiv / Foto: Günter Krawutschke
Eine Arbeiterin im VEB Elektrokohle nutzt eine Arbeitspause, um ihr Haar zu kämmen.
SDTB, Historisches Archiv / Foto: Günter Krawutschke
Günter Krawutschke erinnert sich: „Den Adam (wie Joseph Klimanel von seinen Kollegen genannt wurde) habe ich gebeten, sich vor die Tafel zu stellen. Ich fand das ganz witzig: er mit Bart und Mütze und der Lenin dahinter – ein Glücksfall.“
SDTB, Historisches Archiv / Foto: Günter Krawutschke
Rasur, VEB Kabelwerk Oberspree (KWO), Berlin, 1979
SDTB, Historisches Archiv / Foto: Günter Krawutschke
Bis zum Bau der Mauer 1961 hatten circa 3,4 Millionen Menschen die DDR Richtung Westen verlassen. Der dadurch hervorgerufene Arbeitskräftemangel war noch bis in die 1980er Jahre zu spüren. Das Regime schloss aus diesem Grund Verträge mit anderen sozialistischen Staaten, um von dort gezielt Arbeitskräfte anzuwerben.
SDTB, Historisches Archiv / Foto: Günter Krawutschke