Weihnachtliche Tischdecke aus einem Mehlsack, 1948
Objekt des Monats Dezember 2020
Überall werden dieser Tage Wohnungen und Häuser weihnachtlich geschmückt. Der alte Brauch hat einen festen Platz im Jahr und kann Halt geben. Das gilt besonders in Krisenzeiten. Doch wie lässt sich Adventsstimmung erzeugen, wenn es keine Weihnachtsdekoration gibt? Diese Tischdecke aus dem Jahr 1948 ist ein Beispiel, wie Menschen während der entbehrungsreichen Nachkriegsjahre mit kreativen Ideen Fehlendes selbst herstellten. Dafür nutzten sie, was verfügbar war.
Die Tischdecke ist eine Kreation von Rita Borchardt. Die Berlinerin arbeitete 1948/49 für die Westalliierten auf dem Flughafen Tempelhof. Dort landeten während der Luftbrücke von Juni 1948 bis Mai 1949 Flugzeuge im Minutentakt. Die Westalliierten versorgten die Westberliner Bevölkerung aus der Luft mit Kohle, Lebensmitteln und Baustoffen, da die Sowjetunion die Land- und Wasserwege nach Westberlin blockierte.
Zu den eingeflogenen Gütern gehörte auch Mehl, das in großen Säcken angeliefert wurde. Rita Borchardt ergatterte einen leeren Mehlsack aus den USA. Sie fertigte daraus diese Weihnachtstischdecke und zauberte damit, allen Widrigkeiten zum Trotz, weihnachtliche Stimmung.