Scheibe Brot mit Münze, 1919
Objekt des Monats September 2019
Überraschungsfund im Archiv: Bei der Bearbeitung der Entwurfszeichnungen und Briefe aus dem Archivbestand „PN-Filmgesellschaft Nar & Polley“ tauchte 2018 in einem Karton mit privaten Fotos von Ilse Polley ein unscheinbares Päckchen auf. Es trug die Beschriftung: "gefunden am 13. Januar 1919". Zur Verwunderung des Archivars enthielt es eine Scheibe Brot und eine Münze.
Früher wurde Geld für Geschenke zu Festen wie Hochzeiten oder Geburtstagen in Brot eingebacken und mit dem Wunsch, "dass weder Geld noch Glück im Leben fehlt", übergeben. Dieser Brauch ist heute in Deutschland fast vergessen, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war er jedoch wegen seiner symbolischen Aussage noch weit verbreitet. Es kam vor, dass solche Brotscheiben als Erinnerungsstücke in der Familie weitergegeben wurden. Dies ist vermutlich auch hier der Fall, denn das Datum auf dem Päckchen kann Ilse Polley nicht zugeordnet werden.
Ilse Polley und ihre Filmgesellschaft
Ilse Polley (1904 – nach 1989) kam 1920 aus Thorn in Westpreußen nach Berlin. Sie arbeitete zunächst bei der Firma Schwartzkopff im Lokomotivbau. Später absolvierte sie eine Ausbildung zur Trickfilmzeichnerin und nahm eine Stelle bei der Produktionsfirma von Carl Nar an.
Mit diesem gründete sie 1936 die Firma „PN-Filmgesellschaft Nar & Polley“, die mit der Herstellung von Lehrfilmen bekannt wurde: zunächst für das Militär und nach 1945 für den Einsatz in Berufsschulen. Ilse Polley zeichnete die Trickfilme selbst und nahm diese auch auf. Einige Werke wurden in den 1960er Jahren auf internationalen Filmfestspielen für Industriefilm ausgezeichnet; 1976 produzierte die Firma mit „Entwerfen eines Eckventils“ ihren letzten Film.
1978 wurde Ilse Polley für ihr Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz verliehen.