Ein Eisenbahner in der NS-Zeit
„Wer war Fritz Kittel?“ Diese Frage stellt die Schriftstellerin Esther Dischereit. Der Eisenbahner hatte ihre Mutter Hella und Schwester Hannelore Zacharias in der NS-Zeit versteckt. Durch Menschen wie ihn überlebten beide Jüdinnen den Holocaust. Er selbst hatte nach 1945 seiner Familie nie von seiner Tat berichtet.
Die Ausstellung lädt dazu ein, sich mit auf die Suche nach dem Geschehenen zu begeben. Sie benennt die Rolle der Deutschen Reichsbahn, der Arbeitgeberin von Fritz Kittel in der NS-Zeit, und fragt nach dem Schicksal jüdischer Eisenbahner. Die vorgestellten Dokumente, Objekte, Filme und Biografien korrespondieren mit den ausliegenden literarischen Miniaturen von Esther Dischereit.
Neuer Ansatz der Erinnerungskultur
Gemeinsam mit der Historischen Sammlung der Deutschen Bahn hat Esther Dischereit das Konzept der Ausstellung entwickelt. Die multimediale Darstellung, die auch nach den heutigen Familiennarrativen fragt, ist für die Deutsche Bahn ein neuer Ansatz ihrer Erinnerungskultur. Sie lädt dazu ein, sich kritisch mit den Verbrechen in der NS-Zeit und den Fragen individueller Verantwortung auseinander zu setzen. Denn ohne die Reichsbahn der NS-Zeit, wäre die Deportation der europäischen Juden, Sinti und Roma in die Vernichtungslager nicht möglich gewesen. Mit der Wanderausstellung „Wer war Fritz Kittel“ setzt die Deutsche Bahn ihr Engagement für eine demokratische Gesellschaft mit einer aktiven Erinnerung an die Opfer von Rassismus, Antisemitismus und Gewaltherrschaft fort.
Multimediale Wanderausstellung
Die Ausstellung besteht aus vier Elementen, die unterschiedliche Perspektiven und Zugangsweisen eröffnen.
- Eine Einführung in das Thema mit Zeitleiste und Fotografien von Ausstellungsobjekten und biografischen Dokumenten.
- Zehn dokumentarische Filme, die die Spurensuche der Kinder und Enkelkinder von Fritz Kittel und Hella Zacharias (nach dem Krieg verheiratete Dischereit) zeigen.
- Literarische Texte der Schriftstellerin Esther Dischereit. Durch Esther Dischereits Schreiben und Anordnen verbinden sich erzählender Text und Objekte, Fiktion und Dokumentation. Die literarischen Miniaturen können die Besuchenden mit nach Hause nehmen.
- Drei Ausstellungschränke mit Schubladen, in denen sich Dokumente und erläuternde Texte befinden. Sie laden zum Stöbern und Entdecken ein.
Informationen zur Ausstellung
Idee und Konzept: Esther Dischereit, Dr. Susanne Kill (Deutsche Bahn AG)
Produktdesign: Prof. Veruschka Götz
Dokumentarfilm: Gerhard Schick
Ab Anfang Mai ist die Ausstellung in Chemnitz im Kontext der jüdischen Kulturtage zu sehen. Weitere Ausstellungsorte sind in Planung.
Kontakt Deutsche Bahn AG
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