Dekonstruktion kolonialer Geschichte(n)
Die künstlerische Performance besteht aus zwei ineinandergreifenden Teilen und wurde über unseren Youtube-Kanal gestreamt.
Ab sofort ist die Aufzeichnung unter diesem Link als Video abrufbar.
Das Video hat eine Länge von knapp sechs Stunden, die Kernzeit umfasst die ersten beiden Stunden.
Der 23. August ist der internationale Tag der Erinnerung an den Versklavungshandel und dessen Abschaffung.
Aus diesem Anlass setzen sich die amerikanisch-nigerianische Künstlerin Monilola Olayemi Ilupeju und der deutsch-ghanaische Künstler Philip Kojo Metz in ihren Performances „Wayward Dust“ und „SEK (SORRYFORNOTHING EINSATZ KOMMANDO)“ kritisch mit der Inszenierung auseinander. Damit stoßen sie symbolisch einen Prozess der Dekolonialisierung von Museen an – der nun startet. Die Performance war aufgrund der Corona-bedingten Auflagen nur im Live-Stream zu sehen.
Das Streaming-Event wird durch den Direktor des Deutschen Technikmuseum, Joachim Breuninger, eröffnet. Das Projektteam erläutert im Anschluss den künstlerischen Ansatz der Performance, die darauf beginnt. Kernzeit der Performance sind die ersten beiden Stunden, der Abbau des gesamten Ausstellungs-Moduls wird danach weiter gezeigt.
Initialzündung für Pilotprojekt im Museum
Die Performance ist die Initialzündung für das Projekt „Kolonialgeschichte im Deutschen Technikmuseum – ein neuer Umgang mit dem brandenburgisch-preußischen Versklavungshandel“. Dieses Pilotprojekt wird in Kooperation mit dem Verbundprojekt DEKOLONIALE Erinnerungskultur in der Stadt am Museum durchgeführt. Der Abbau des Moduls schafft eine Leerstelle, die im Verlauf des Projektes für eine multiperspektivische Betrachtung der Versklavungsgeschichte genutzt wird.
Zusammen mit den Kooperationspartnern und externen Expertinnen und Experten werden Workshops mit Mitarbeitenden des Museums durchgeführt, in denen zukünftige Ausstellungsformate zum brandenburgisch-preußischen Versklavungshandel diskutiert werden. Das Ausstellungsmodul, selbst eine museal-künstlerische Inszenierung, wurde erstmals 2003 in der Dauerausstellung Schiffahrt gezeigt. Damals war allgemein wenig bekannt, dass auch Deutsche am weltweiten Versklavungshandel beteiligt waren. Das Modul verankerte dieses verdrängte Kapitel der brandenburgisch-preußischen Geschichte ganz bewusst in der Schifffahrtsgeschichte. Die damals gewählte Darstellungsform wird von Seiten des Deutschen Technikmuseums jedoch nicht länger als angemessen angesehen.
Problematische Darstellung wird durch etwas Neues ersetzt
Die museal-künstlerische Inszenierung besteht aus einem Kubus, der mit rostigen Metallplatten von außen wie ein Frachtcontainer aussieht. Im Inneren befinden sich Regale im Stil eines Warenlagers. Darin sitzen Figuren, die versklavte afrikanische Männer, Frauen und Kinder repräsentieren sollen. Die Idee hinter der Inszenierung war es, die Herabsetzung der Menschen als bloße Ware zu versinnbildlichen. Diese Installation stieß vor allem bei Aktivistinnen und Aktivisten der Schwarzen Community auf Ablehnung. Es wurde kritisiert, dass die Inszenierung eine vereinfachte und unangemessene Darstellung dieses traumatischen Kapitels der Geschichte sei. Schwarze Menschen werden darin auf ihre Körperlichkeit und ihren Opferstatus reduziert gezeigt – passiv und ohne eine eigene, widerständige Geschichte. Nun soll diese wichtige Perspektive bei der Darstellung jener besonderen deutschen kolonialen Geschichte(n) miteinbezogen werden. Die Inszenierung soll nun in einem gemeinsamen Prozess mit zivilgesellschaftlichen Initiativen durch etwas Neues ersetzt werden.
Verbindung zum Umbenennungsfest
Der Live-Stream war auch am Hausvogteiplatz im Stadtraum zu sehen. Dort fand an diesem Tag das 7. Umbenennungsfest für die Berliner M-Straße statt. Das Fest wird vom Bündnis DECOLONIZE Berlin organisiert, in dem sich auch die Projektpartner des Museums von DEKOLONIALE Erinnerungskultur in der Stadt engagieren.