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Künstlerisch gestaltete Anleitungen für das Bauen von Burgen, Türmen und Brücken, anspre-chende Deckelbilder, die typischen roten, gelben und blauen Steine und das ausgeklügelte Erwei-terungssystem machten den Anker-Steinbaukasten zu einem weltweiten Erfolgsmodell.

Anker-Steinbaukasten, nach 1910

Objekt des Monats Juli 2021

Künstlerisch gestaltete Anleitungen für das Bauen von Burgen, Türmen und Brücken, anspre-chende Deckelbilder, die typischen roten, gelben und blauen Steine und das ausgeklügelte Erwei-terungssystem machten den Anker-Steinbaukasten zu einem weltweiten Erfolgsmodell.
Bauen mit Ankersteinen. Dabei helfen Vorlagen und Querschnitte.
SDTB / C. Kirchner

Gustav Lilienthal gelang es Ende der 1870er-Jahre, seine Begeisterung für Architektur, Technik und Kunst in einer einzigen Erfindung zu vereinen - dem ersten Steinbaukasten.

Der Kasten enthielt Steine aus Quarzsand, Kreide, Leinöl und Farbpigmenten. Die Primärfarben stehen für Ziegel (rot), Sandstein (gelb) und Schiefer (blau). Anhand von aufwendig gestalteten Bauanleitungen errichteten Kinder Häuser, Burgen, Türme und Brücken. Die Steine hielten sich nur durch ihr Eigengewicht aufeinander. Beiläufig lernten die Kinder beim Bauen die architektonische Formsprache und die Grundprinzipien der Statik.

Der Grundkasten konnte um passende Erweiterungskästen ergänzt werden. Die Kästen hatten Passwörter. Ein Beispiel ist der Grundkasten 9 aus der Dachsteine-Serie mit dem Passwort „Erpel“. Damit konnte der Händler den passenden Erweiterungskasten finden. In diesem Fall den Kasten „Herne“ mit der Nummer 9A.

Gustav und sein Bruder, der Flugpionier Otto Lilienthal, versuchten erfolglos, die Kästen in Berlin zu vermarkten. Sie verkauften die Erfindung an den Geschäftsmann Friedrich Adolf Richter. Obwohl der Vertrag die Bedingung enthielt „derartige Spielzeuge überhaupt nicht mehr selbst herzustellen“, produzierte Gustav Lilienthal im Ausland neue Kästen. Das führte 1887 zum Rechtsstreit. Richter gewann.

Die Prozesskosten und Strafzahlungen wurden durch die Übergabe der Produktionsstätte und des Vertriebsnetzwerks beglichen. Durch Richter erlangten die als „Ankersteine“ vertriebenen Klötze weltweite Bekanntheit.